Die traurigen Hundeaugen

Wir wohnen in einem kleinen Haus mit Garten am Stadtrand. Meine Geschwister wohnen nicht weit von uns entfernt und die Wochenenden verbringen unsere Familien oft zusammen. Wenn wir zu meinem Bruder gehen, kommen wir an einem großen Bauernhof vorbei mit einer langen Mauer. An manchen Stellen ist die Mauer schon etwas eingefallen und man kann auf das Grundstück sehen. Dort blieben wir oft stehen, denn es machte uns immer sehr traurig was wir dort zu sehen bekamen.

Auf dem Hof stand eine große Hundehütte und an einer kurzen Kette war ein Hund angebunden. Er sah sehr ungepflegt und zottelig aus. Als Wassernapf stand dort ein alter Eimer. Der Hund lag bei Sonne und Regen draußen. Es machte den Eindruck, als niemand sich um den Hund kümmern würde. Sein Umfeld war schrecklich, überall lag Kot rum, und der beißende Geruch nach Urin war unerträglich. Wenn er uns ansah wedelte er mit dem Schwanz und sein Blick sagte uns helft mir.

Solche traurigen Hundeaugen hatten wir vorher noch nicht gesehen. Das Schicksal dieses Hundes lies uns keine Ruhe mehr. So oft wir konnten gingen wir an diese Mauer und sahen nach dem Hund, aber er war immer an der Hütte festgebunden. In der letzten Woche sah ich den Hundebesitzer auf seinem Grundstück und er sah mich auch, und er brüllte mich an, ich soll doch verschwinden und mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.

Dies belastete mich sehr, es muss doch für diesen Hund eine
bessere Lösung geben als sein ganzes Leben an der Kette zu
verbringen. Nach einer schlaflosen Nacht nahm ich meinen
ganzen Mut zusammen und ging am nächsten Morgen zum
Haus des Hundebesitzers.

Natürlich sah ich erst noch über die Mauer. Doch was war das, er muss mich doch bemerkt haben? Denn er kam gar nicht aus seiner Hundehütte heraus. Was ist mit ihm passiert, ob er krank war? Jetzt musste ich schnell handeln. Ich stellte den Hundebesitzer zur Rede und fragte ihn wozu er überhaupt seinen Hund hat. Seine Antwort war erschreckend, er sagte zu mir dieser Hund ist einfach nur da, um alles zu bewachen. Aber selbst dazu taugt er nichts. Deshalb liegt er dort an der Kette.

Wenn ich ihn haben möchte kann ich ihn mitnehmen, denn der mach ja sowieso nicht mehr lange. Dies brauchte er mir nicht zweimal sagen. Mein Herz klopfte vor Aufregung. Ich nahm den Hund, gleich mit der Kette und verlies ganz schnell das Grundstück bevor er es sich noch anders überlegt. Auf dem Weg nach Hause sah er mir in die Augen und ich hatte das Gefühl sie fingen an zu strahlen. Er Kuschelte sich an mich, ob er schon je einmal liebevoll gestreichelt wurde? Zu Hause angekommen legte ich ihn auf eine Decke. Dort traute er sich gar nicht zu bewegen.

Es war bestimmt das erste mal das er auf einer Decke lag. Denn bei dem Hundebesitzer lag er nur auf den harten Boden im Dreck. Er lag lange auf der Decke und schlief. Mir wurde eine große Last von der Seele genommen, dass die traurige Vergangenheit dieses Hundes beendet ist. Wir nannten unseren neuen Hund Axel und versprachen ihm eine glückliche Zukunft. Nach kurzer Zeit hatte man das Gefühl Axel war schon immer bei uns. Axel lebte in großer Dankbarkeit noch viele Jahre mit uns zusammen. Für uns war es der liebste Hund der Welt.

Viele liebe Grüße Gustav St.